Page 94 - Heiligenhauser Magazin 3-2020
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 Kunst als dramatischer, zerstörender aber
auch hoffnungsvoller Spiegel in weltweiten Krisen.
Auch im Werk Yoshidas haben Katastrophen ihre Spuren hinterlassen. Als ein Tsunami die japanische Küste mit unglaublicher Zerstö- rung heimsuchte war für den Künstler das malerische Gestalten mehr denn je ein Be- dürfnis zur Bewältigung eigener Befindlich- keiten. Im Laufe von neun Monaten entstand eine aufwühlende und dramatische blau-wei- ße Bildkomposition über eine der gefürch- tetsten Naturkatastrophen. In wild bewegten Wellen spiegelt sich in kleinen Bruchstücken von Häusern, Menschen, Tieren, Pflanzen und Bäumen innerhalb einer unheimlich kraftvollen Wasserflut das ganze Drama des Ozeanerdbebens. Man hört förmlich das Wasser rauschen, das Bersten der Häuser und die Schreie der sterbenden Kreatur –
genial gestaltet in Millionen von Punkten und Strichen. Heute hängt das Kunstwerk zum mahnenden Gedenken und Erinnern an den Umweltschutz im Museum von Tokio.
Vorab hatte der Künstler gerade das monu- mentale 5.50 Meter lange und 2 Meter hohe Triptychon Alpha und Omega vollendet . Dieser künstlerische Dreiklang vom Anfang, Blühen und Sterben allen Lebens ist eine tief- gründige Symbiose. Als die größte Naturka- tastrophe Yoshidas Heimatland verwüstete gab es weltweit viele Hilfsangebote. In der Kant-Aula wurde für die notleidenden Men- schen ein Benefizkonzert veranstaltet und das Stadtmarketing ließ das Triptychon Al- pha und Omega aufstellen. Die Besucher wa- ren von der Leuchtkraft der Farben fasziniert.
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