Page 93 - Heiligenhauser Magazin 3-2020
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Aber bleibt Yoshida seinem Credo treu, ließ und lässt sich von den wechselnden Kunst- strömungen der Moderne weder inspirieren noch irritieren. Auch die Frage abstrakt oder gegenständlich spielt im Schaffensprozess keine Rolle. Ihn beschäftigte die Frage „Was ist die Malerei im Kern?“ Seine Antwort lautete: „Sich über die Struktur der Malerei, die Auffassung vom Aufbau der Welt und zugleich die von der geistigen Struktur des Menschen schlechthin zu analysieren und interpretieren“.
Nach diesem Prinzip arbeitet Yoshida, beschäftigt sich in rastloser Suche mit
den letzten Fragen der Menschheit, dem Ursprung der Welt, der Existenz Gottes und dem Sinn allen Lebens. Seine Erkenntnisse aus Philosophie, Naturwissenschaften
und Literatur setzt er bildnerisch um. Nie entstehen seine Werke aus Intuition, es sind intellektuelle Schöpfungen, durchdacht bis auf den kleinsten Strich und letzten Punkt, sind Visionen, Materie gewordener Geist und spirituelle Transzendenz.
Malerei und Musik sind die Lebenselixiere des Künstlers. Über zehn Jahre war die Musik mit großen geistlichen Kunstwerken das dominierende Thema. Yoshida deutete in über 20 Meter langen Zyklen „im Musizieren ohne Instrumente“ das Requiem von Mozart und von Verdi, Bachs h-Moll Messe in graphi- schen und farbigen Abläufen, bediente sich lediglich der Grundfarben. Es entstanden grandiose philosophisch-kosmopolitische und metaphysische Visionen in bestechen- der Klarheit. Farbe und Form symbolisieren Körper und Materie, die Struktur den Geist.
Flächenmalerei ist nicht das Credo des Künstlers. In aufwendiger Arbeit setzt er Punkt für Punkt in unterschiedlichen Größen zum Gesamtkunstwerk zusammen, da ist kein Punkt zu viel und kein Strich zu wenig.
Yoshida, begnügt sich in seinen Kompositi- onen ob in Naturmotiven, Fantasievisionen oder in den Portraits in der Aussage nicht mit dem Entstehen eines zweidimensionalen Bildes. Er, der nicht nur ein genialer Maler ist, sondern auch ein exzellenter Grafiker, zeigt in geschickten verlängerten Fantasievisionen in den Aussagen seiner Werke nicht das Entste- hen eines zweidimensionalen Bildes. Er setzt in geschickter verlängerter Strichtechnik
das Bild wie in einen Kasten und schon wirkt das Kunstwerk dreidimensional. Ein typisch individueller Schachzug von einem Künstler, der die Malerei als eine Art von Wissenschaft verstanden werden will.
In jedem Ölbild findet man graphisch domi- nante geometrische Formen, die sich dem Betrachter nur bei längerem Auseinander- setzen mit der Bildkomposition erschließt. Yoshida ist der Philosoph und Ästhet unter den Malern der Moderne. Seine Individualität des Gestaltens ist frappierend.
Alle Mitglieder des Stadtmarketings gra- tulieren mit den besten Wünschen zum Geburtstag. Vor allem die Sprecherin des Arbeitskreises Kultur und Gesellschaft, die in allen großen Ausstellungen Yoshidas in der Kant-Aula, der Sparkasse und der Isenbü- geler-Dorfkirche, als begeisterte Laudatorin fungierte. Mögen dem Künstler noch viele schaffensreiche Jahre bei guter Gesundheit vergönnt sein.
Ein Tryptichon erregte jeweils in den Ausstel- lungen Aufsehen. Es passt in der Aussage treffend zur weltweit verheerenden Pan- demie des Corona-Virus. Es wird in einem zweiten Artikel interpretiert.
Ruth Ortlinghaus
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