Page 49 - Heiligenhauser Magazin 02 2025
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zentrale Element des Naturgartens ist die
Bepflanzung, in der mindestens 50 Prozent
heimische Arten vertreten sein sollten. Wa-
rum? Weil etwa 90 % der pflanzenfressen-
den Insekten und rund 30 % der Wildbienen
auf einheimische Pflanzen angewiesen
sind. Ohne diese können sie nicht überle-
ben. Und damit ist nicht nur das Angebot
an Nektar und Pollen gemeint, sondern
vor allem die Kinderstuben für Larven
und Raupen. Hier gibt es sehr komplexe
Entwicklungsstrategien, damit am Ende ein
Schmetterling, ein Käfer oder ein anderes
Insekt entsteht. Im Gegensatz dazu bieten
sogenannte Neophyten, also gebietsfrem-
de exotische Pflanzen, kaum Lebensgrund-
lagen für spezialisierte Insektenarten. An
ihnen finden sich meist nur Generalisten,
wie Honigbienen, Hummeln und wenige
Gewöhnlicher Beinwell mit Schmalbieneandere Arten die überall zurechtkommen.
Die bedrohten Spezialisten, die wir gezielt
fördern wollen, sind hier jedoch nicht zu
finden. Warum auch keine exotischen
Pflanzen – selbst wenn sie trockenresis-
tent sind? Ein Ökosystem oder ökologi-
sches System ist ein komplexes Geflecht
und Beziehungsgefüge von Lebewesen. Es
besteht aus dem Vorkommen an Pflanzen,
die in einem bestimmten Gebiet wachsen
sowie der Gesamtheit aller Tierarten, die in
einem bestimmten geografischen Gebiet
oder Habitat leben. Zum Ökosystem zählen
auch Mikroorganismen, also Kleinlebe-
wesen und Mikroben wie Bakterien, Pilze
oder Algen. Die Idee, angesichts des
Klimawandels einfach trockenresistente
Pflanzen aus anderen Regionen einzufüh-
Gewöhnliches Jakob-Greiskraut
mit Langbauchschwebefliege
ren, klingt zunächst sinnvoll – funktioniert
aber nicht. Ein Ökosystem lässt sich nicht
künstlich „anpassen“. Solche Verände-
rungen brauchen Jahrtausende, nicht
Jahrzehnte. Der Mensch kann ökologische
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