Page 17 - Broschüre zum 100-jährigen Jubiläum des Rathauses
P. 17
Heiligenhaus –
der lange Weg zur
liebenswerten Wohnstadt
Die niederbergische Mittelstadt Heiligenhaus ist innerhalb des Werdens und Wachsens Teil eines 1.300-jährigen Lebensraumes. Seine Oberfläche entwickelte sich durch die Wirkkräfte des Pleistozäns vor 2 Millionen Jah- ren. Aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit sind keine Siedlungsfunde be- kannt. Die Terrassenlandschaft des gesamten Gebietes bestand über Jahr- hunderte bis zur Rheinebene hinab aus dichtem Waldbewuchs. Von der Rheinebene herkommend folgten dann ab dem 9. Jahrhundert Menschen den Wasserläufen von Rhein und Anger bis zu den niederbergischen Hö- hen, rodeten den Wald und machten das Land urbar. Ackerbau, Viehzucht und Holzwirtschaft wurden zu gesicherten Lebensgrundlagen.
Im 8. Jahrhundert verkündete der bekannte und beliebte Missionar und Heilige Luidger im Ruhrtal die christliche Botschaft und gründete 796 die Benediktiner Abtei, das Kloster Werden. Damit begann die erste größere Entwicklungsphase im Niederbergischen. In den damaligen unsicheren Zeiten stellten sich viele Hofbesitzer, die oft von den Edelleuten ausge- nutzt wurden, unter den Schutz des Klosters. So vermachte 847 auch der Heiligenhauser „Wolf von hestratescete“ (Hetterscheidt) seinen ganzen Besitz dem Kloster in Werden. Seinem Beispiel folgten viele Hofnachbarn. Über Jahrhunderte zählte das Werdener „Königskloster“ – im Hochmit- telalter „Reichskloster“ genannt – mit seinen Besitzungen bis zur hollän- dischen Grenze zum reichsten Anwesen des Landes. Die Abtei Werden beherrschte kirchlich und wirtschaftlich auch den Heiligenhauser Raum. Zu lesen in den „Werdener Urbaren“, Schriftstücke, die in der 875 gegrün- deten Essener Bischofskirche archiviert sind und bis heute ausführliches Anschauungsmaterial zur Entwicklung des Heiligenhauser Raumes in der Zeit zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert bieten. Die Urkunden be- weisen ebenfalls, dass „cis hilinciueg“, diesseits des „heiligen Weges“ (von
17