Page 132 - Heiligenhauser Magazin 3 2025
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Inventur und Archivierung im Mu
von Detlef Gerull – 2. Vorsitzender Geschichtsverein Heiligenhaus e.V.
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Inventur und Archivierung, hört sich ja erst
und auch Schulungen zum Umgang mit
einmal langweilig an, ist es aber nicht. Als
Museumsobjekten bei der Inventarisierung
das Vorstandsgremium des Geschichts-
und Archivierung durchgeführt. Die Auswahl
vereins Heiligenhaus e. V. im Jahre 2023
einer museumsgerechten und zukunftsorien-
beschloss, eine erste Inventarisierung und
tierten Datenbank war ebenfalls notwendig.
Archivierung vorzunehmen, standen wir vor
Wir einigten uns darauf, zuerst die Objekte
einer großen Aufgabe. Die Sammlung war
in der Ausstellung zu erfassen und auf eine
über ca. 40 Jahre hinweg gewachsen, ge-
klare Struktur: Jedes Stück bekommt eine
tragen vom Engagement und der Spenden-
Nummer, eine kurze Beschreibung, Anga-
freude der Bevölkerung. Doch im Laufe der
ben zu Herkunft und Zustand sowie den
Zeit hatte sich einiges angesammelt: Viele
Hinweis, wo es aufbewahrt wird (Bild 1)
Objekte stehen in der Ausstellung und auch
Die praktische Arbeit begann. Stück für
im Keller eines 120 Jahre alten Gebäudes,
Stück nahmen und nehmen wir die Objekte
manches war beschriftet, anderes nicht.
in die Hand. Zuerst werden die Objekte
Der Überblick ging zunehmend verloren.
nummeriert, die wesentlichen Daten auf
Uns wurde klar: Wenn wir die Geschichte
einem Datenblatt erfasst, gemessen,
unserer Region bewahren wollen, brauchen
fotografiert (Bild 2) und schließlich in eine
wir ein Sammlungskonzept und eine syste-
Datenbank eingetragen. Bei manchen
matische Erfassung.
Dingen geht es schnell: Ein Kochtopf aus
Am Anfang stand die einfache Frage: Wo
den 1950er-Jahren ist leicht zu beschrei-
fangen wir an? Damit das Vorhaben nicht
ben. Andere Objekte verlangen mehr
im Chaos endete, organisierten wir uns.
Geduld. Bei der Erfassung der Objekte
Ein kleines Team von Ehrenamtlichen fand
aus der Schuhmacherwerkstatt hatten wir
sich zusammen. Zunächst machten wir uns
sehr große Hilfe. Der 87-jährige Schuhma-
ein Bild vom Zustand der Sammlung. Wir
chersohn Hermann Schmidt kannte die
kamen zu dem Entschluss: Ohne professi-
Werkzeuge seines Vaters Josef mit Namen
onelle Unterstützung werden wir das nicht
und führte uns die Anwendungen auch
schaffen und nahmen Kontakt mit dem LVR
vor. Ein Beispiel dazu: Ein Lederriemen
- Landschaftsverband Rheinland auf. Dieser
mit Schnalle, den wir als einfachen Gürtel
unterstützte uns mit Fördermitteln für Bera-
angesehen hatten, war ein Werkzeug des
tung und notwendiges Equipment. Durch ein
Schuhmachers (Knieriemen zum Halten
Unternehmen für Museumsberatung wurde
eines Schuhs auf dem Oberschenkel, damit
gemeinsam ein Sammlungskonzept erstellt
beide Hände arbeiten konnten, s. Bild 3).
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