Page 41 - Heiligenhauser Magazin 02 2025
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verloren. Wir wohnten danach in
einem Behelfsheim am Waldes-
rand. In diesem Wald standen 2
große Baracken mit französischen
Kriegsgefangenen. Sie arbeiteten
tagsüber innerhalb der Industrie
und durften sich am Abend im
Wald unter Aufsicht bewegen. –
Meine Großmutter, immer auf der
Suche nach Essbarem, erhielt die
Erlaubnis, im Wald nach Pilzen,
Heidelbeeren und Brennnesseln
zu suchen. Ich begleitete Groß-
mutter. Immer unterhielt sie sich
mit einem sehr schmal und traurig
wirkenden jungen französischen
Kriegsgefangenen – das wieder-
holte sich. Eines Tages nahm
Großmutter ein Päckchen aus der
Tasche und reichte es dem strah-
lenden jungen Franzosen. Das
wiederholte sich, und nach an-
gestrengtem Lauschen hörte ich
freudig vom Franzosen die Worte
„Merci, merci, maman – Danke,
Danke Mama“. Später erzählte
Großmutter: „Bei dieser Geste –
die streng verboten war - dachte
ich immer an meine 4 Enkel, die in
Russland kämpften – 2 sahen ihre
Heimat nie wieder“. Als nach der
Kapitulation das Lager aufgelöst
wurde, hat sich der junge Fran-
zose bei Großmutter mit einer
Umarmung bedankt. Diese Worte
aber waren die ersten meines
französischen Sprachschatzes.
„Merci, merci Maman“ wurden in
meiner Familie bis zu Großmutters
Ableben zu geflügelten Worten.
Als jetzt in der Heiligenhauser
tnerschaft
Innenstadt der „Place de Meaux“
mit einem niveauvollen frankophi-41























































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