Page 51 - Heiligenhauser Magazin 2-2024
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orientieren. Die Folge: Insekten können gar nicht anders, als immer wieder um die Laterne herumzufliegen. Irgendwann sind sie so erschöpft, dass sie sich nicht mehr fortpflanzen können, sterben oder leichte Beute für Fressfeinde werden.
Das hat vor allem Folgen für die Bestäu- bung der Pflanzen. Etwa 90 Prozent unserer Schmetterlinge sind nachtaktiv, eine künstlich erhellte Nacht stört ihr natürliches Verhalten. Insekten sind die größte und wichtigste Nahrungsquelle im Tierreich und spielen eine wichtige Rolle als Verwerter organischer Substanzen. Nahezu alle Wild- und Kulturpflanzen sind auf sie angewie- sen. Damit sind Insekten unverzichtbar für das Leben auf unserem Planeten. Das sollte mittlerweile jedem bewusst sein.
Aber auch andere nachtaktive Tiere bege- ben sich erst nach Einbruch der Dunkelheit auf Nahrungssuche. Glühwürmchen, die übrigens Nacktschnecken fressen, brau- chen die Dunkelheit für ihre Entwicklung und Fortpflanzung. Kunstlicht zwingt Fledermäuse zu Umwegen, was wiederum Energie kostet, oder vertreibt sie aus ihrem Lebensraum. Werden historische Gebäude nachts angestrahlt, geben manche Fleder- mäuse sie als Quartier auf. Auch Singvögel ändern in hell erleuchteten Städten ihre Aktivitätsphasen. Außerdem meiden Vögel nachts angestrahlte Bäume als Brut- oder Schlafplätze. Der Verlust der Nacht bedeu- tet demnach auch den Verlust von Lebens- raum. Bei sehr vielen Pflanzen kommt es zur Störung des Produktions-Rhythmus von Duft und Nektar. Oder es verschiebt sich der jahreszeitliche Vegetationsrhythmus. Werden Bäume nachts angestrahlt, behalten sie im Herbst länger ihre Blätter und können leichter erfrieren.
Es liegt an den Städteplanern und auch ein wenig an jedem Einzelnen, durch den verantwortungsvollen Umgang mit Gar- ten- oder Balkonbeleuchtung wieder mehr Dunkel in die ganze Nachtlandschaft zu bringen.
Jeder von uns kann einen kleinen, aber wichtigen Beitrag gegen die Lichtver- schmutzung leisten. Indem wir unsere Be- leuchtungsgewohnheiten überdenken und ändern, können wir nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch dazu beitragen, den Nachthimmel für künftige Generationen zu erhalten. Es liegt in unserer Verantwortung, die Dunkelheit der Nacht zu bewahren und die Sterne für alle sichtbar zu halten:
Keine unnötige Außenbeleuchtung:
Wo Licht nicht gebraucht wird, kann es ausgeschaltet werden. Bewegungsmelder können hier hilfreich sein. Das Licht sollte nur zur Sicherung des Weges und zur Orien- tierung eingesetzt werden.
Werden Solarleuchten im Garten eingesetzt, dann unbedingt mit schwachem, warmem Licht in orange/gelben Farbtönen mit wenig oder keinem Blauanteil und vor allem mit automatischer Abschaltung (Bewegungs- melder).
Das Licht nicht auf Bäume, naturbelassene Flächen oder Teiche richten.
Ein herzliches Dankeschön geht an die „Paten der Nacht“, die eine sehr informative Website betreiben und sich sehr darüber freuen, dass ihre Informationen veröffent- licht werden.
www.paten-der-nacht.de www.kein-licht-im-garten.net
Siglinde Ottenjann
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