Page 55 - Heiligenhauser Magazin 1 2024
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JAHRES 2024
Als Kulturfolger dehnte das kluge Tier gend aus standortheimischen Pflanzen
seinen Lebensraum daher zunehmend in bestehen. Nur hier findet er seine Nahrung:
  städtische Gebiete aus. Gärten und Par- kanlagen im Siedlungsraum wurden zum Ersatzlebensraum. Doch auch hier hat es der Igel immer schwerer. Denn täglich wer- den Grundstücke bebaut und auch Gärten sind oft nur noch versiegelte Flächen oder monoton gestaltet mit ein paar exotischen Pflanzen. Auch rundum geschlossene Gärten sind verlorene Lebensräume für den Igel. Gifte werden gegen alle möglichen vermeintlichen Schädlinge eingesetzt, der Rasen nimmt oft die größte Fläche im Gar- ten ein und wird gepflegt, gedüngt, gejätet und gemäht, was das Zeug hält. Darunter leidet nicht nur der Igel.
Gefahr lauert überall
Auf der Suche nach Nahrung legt der
Igel nachts mehrere Kilometer zurück.
Auf seinen nächtlichen Streifzügen ist er vielen Gefahren ausgesetzt. Seine Feinde sind seit jeher Dachs, Fuchs und Uhu. Irgendwann kam das Auto dazu und in den letzten Jahren der Mähroboter. Bei Gefahr rollt sich der Igel zusammen. Gegen seine natürlichen Feinde mag diese Strategie funktionieren, gegen die Erfindungen des Menschen hat er damit keine Chance.
Viele Tiere kommen mit abgetrennten Pföt- chen, Nasen oder anderen schweren Verlet- zungen in die Auffangstationen. Sie sind die Opfer von Mährobotern und Rasentrimmern. Die meisten bleiben unentdeckt. Sie verkrie- chen sich und sterben. Igel leiden still.
Wohlfühlorte für Igel
Dabei könnten wir ihm auf ganz einfa-
che Weise helfen: Der dämmerungs- und nachtaktive Wanderer braucht natur- belassene Gärten ohne Pestizide, mit vielfältigen Kleinstrukturen wie Hecken, Gebüschen, Wildstauden, Laub- und Reisig- haufen, Totholz und vor allem unberührten Ecken. Die Bepflanzung sollte überwie-
Käfer, Raupen, Spinnen, Larven, Ohrwür- mer, manchmal auch Vogeleier oder kleine junge Säugetiere.
Schnecken und Regenwürmer frisst der Igel eigentlich nur in der Not, denn diese über- tragen lebensbedrohliche Innenparasiten. Ein Loch unter dem Zaun von etwa 14 x 14 cm reicht aus, um ihm das Durchschlüpfen zu ermöglichen. Besser wäre jedoch eine einheimische Hecke, die vielen verschiede- nen Tieren Unterschlupf und Nahrung bietet und natürliche Lücken aufweist.
Spätestens Anfang Dezember gehen die stacheligen Gartenbewohner in den Winter- schlaf. Dazu nutzen sie gerne Laubnester in Hohlräumen unter Sträuchern, Gestrüpp, an Baumwurzeln, unter Hecken oder in Holzstapeln. Auch Igelhäuser werden gerne genutzt. Wenn sie dann im März wieder erwachen, können wir sie dann mit etwas Glück beim schmatzen, fauchen, schnaufen und ihrem recht lauten Liebesspiel belau- schen.
Und für alle, die keinen eigenen Garten haben, aber trotzdem etwas für die stache- ligen Gesellen tun wollen: Sie können sich dafür einsetzen, dass solche Strukturen in unserer Landschaft erhalten bleiben. Ande- re aufklären, mit dem Kind oder Enkelkind durch die Natur streifen und Wissen weiter- geben, oder in unserem Arbeitskreis Natur und Umwelt aktiv werden und gemeinsam für den Erhalt unserer wunderbaren Tier- und Pflanzenwelt sorgen.
Und wenn Sie schon einen solchen Garten haben, dann bewerben Sie sich doch für unsere Gartenplakette.
Weitere Informationen dazu:
www.stadtmarketing-heiligenhaus.de/ natur.html
Siglinde Ottenjann
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