Page 54 - Heiligenhauser Magazin 3 2024
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Klimawandel – Rettung der
Biodiversität durch mediterrane Pflanzen?
Wie ist die Situation in Heiligenhaus?
Der Klimawandel führt immer wieder zu
auch andere Organismen ein, die ebenfalls
der Frage, ob wir Pflanzen aus südlichen
Teil des Ökosystems sind. Diese Wande-
Regionen ansiedeln sollten, um Trockenheit
rungen sind jedoch langsam und dauern
und Hitze besser zu bewältigen. Wäre es
oft Jahrhunderte. Hinzu kommt, dass wir
nicht sinnvoll, mediterrane Arten anzupflan-
nicht voraussagen können, wie sich das
zen, um der Natur vorzubeugen und so auf
Klima in den nächsten Jahrzehnten genau
zukünftige Veränderungen vorbereitet zu
entwickeln wird. Es könnte sogar kälter und
sein? Doch bevor man diese Idee umsetzt,
nasser werden, wenn sich Meeresströmun-
sollte man verstehen, welche Rolle Pflan-
gen wie der Golfstrom abschwächen.
zen in Ökosystemen spielen.
Wir Menschen können diese komplexen Zu-
Pflanzen sind für das Leben auf der Erde
sammenhänge nicht erfassen und Entwick-
unverzichtbar. Sie produzieren Sauerstoff,
lungen nicht vorhersehen. Folglich können
binden CO2, versorgen den Boden mit
wir auch nicht vorhersagen, ob ein Neophyt
Nährstoffen und dienen vielen Tieren als
eines Tages wirklich Teil unserer Ökosys-
Nahrungsquelle. Alle Lebewesen, vom
teme wird. Die Vergangenheit hat uns aber
kleinsten Insekt bis zum größten Tier, sind
bewiesen, dass es nur sehr wenigen Neo-
direkt oder indirekt von Pflanzen abhängig.
phyten gelingt, sich hier einzunischen. Also
Gleichzeitig haben sich Pflanzen und ihre
Teil unserer Ökosysteme zu werden und mit
Ökosysteme über Jahrtausende in komple-
vielen anderen Organismen zu interagieren.
xen Wechselbeziehungen entwickelt. Diese
Das sind dann meist Arten, die hier eine
Beziehungen sind einzigartig und unter-
Gattungsverwandtschaft mit heimischen
scheiden sich von Region zu Region.
Arten haben und diesen sehr ähnlich sind.
Bringt man Pflanzen aus einem anderen
Die Vergangenheit hat uns aber auch
Ökosystem hierher, bleiben sie isoliert,
gezeigt, dass einige Neophyten hier invasiv
weil sie nicht in das bestehende Netzwerk
geworden sind. Dass sie mangels Fress-
integriert sind. Sie können vielleicht überle-
feinden und Krankheiten ein ungehemmtes
ben, aber die meisten heimischen Orga-
Wachstum an den Tag legen und dabei hei-
nismen können keine Beziehung zu ihnen
mische Arten verdrängen. Und damit auch
aufbauen. Neophyten, d.h. gebietsfremde
alle Organismen die mit diesen heimischen
Pflanzenarten, können in manchen Fällen
Arten im Zusammenhang stehen.
einigen Tieren als Nahrung dienen, sind
Was wir jedoch wissen, ist, dass es hier
aber selten eine tatsächliche Bereicherung.
bereits Tausende von Arten gibt, die an die
In den meisten Fällen bewirken sie nichts
unterschiedlichsten Bedingungen ange-
oder verdrängen sogar einheimische Arten.
passt sind, einschließlich ihrer jeweiligen
Zwar könnten Pflanzen aus wärmeren Regi-
Partner. Mit den klimatischen Veränderun-
onen durch den Klimawandel allmählich in
unsere Breitengrade vordringen. Doch das
geschieht nicht isoliert. Mit ihnen wandern
Klima
gen werden einige Arten verlieren, während
andere profitieren und sich ausbreiten
werden. Deshalb ist es entscheidend, die
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