Page 66 - Heiligenhauser Magazin 2 2022
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Stolpersteine
Verlegung von Stolpersteinen während des Jubilä- umsjahres als beispielhafter Akt des Gedenkens an die ermordeten Heiligenhauser mosaischen Glaubens.
Auch die nationalsozialistische Diktatur von 1933 bis 1945 gehört zur Geschichte des örtlichen Jubiläums. Durch den immer öfter auftretenden Antisemitismus ist Aufklärung zum „Nie Wieder“ das oberste Gebot. Nicht nur in den Lehranstalten sondern innerhalb gesellschaftlicher, politischer und staatlicher Vereine und Verbände. An die grausamste und unfassbare November-Aktion, die „Reichskristallnacht“ von 1938, muss immer wieder erinnert werden. Es ist die zynisch verharmlosende Bezeichnung für das große angelegte Pogrom der NSDAP und der SA gegen die jüdischen Mitbürger. Ermordungen, Verhaftungen, Drangsalierun- gen und Synagogenbrände waren in dieser Nacht in ganz Deutschland der offizielle Anfang vom grausamen Ende. Die erschreckende Bilanz des Pogroms: Über 1.000 Synagogen abgebrannt, ca 8.000 Geschäfte zerstört, zahllose Wohnungen verwüstet und unzählige Tote aufgefunden.
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Erschlagen, erdrosselt, erhängt, vergast – so endete letztlich während des Dritten Reiches das Leben von ca 6 Millionen Juden. Unter ihnen wurden auch 24 jüdische Heiligenhauser, die jahrelang in Frieden und Freundschaft mit ihren Nachbarn lebten, Opfer des grausamen Rassenwahns.
Wie soll das Gedenken aussehen in den Städten wo die Juden einst mit Freunden und Verwandten bis zur
Proklamation der Judenvernichtung lebten? Fast 80 Jahre nach Kriegsende verblassen die Erinnerungen, die Zeitzeugen sterben aus. „Wer erinnert sich noch
in den Städten und Dörfern an die Namen dieser ehemaligen Mitbürger?“, fragte der Berliner Künstler Günter Demnig und hatte Mitte der 90er Jahre die zündende Idee zur Verlegung von Stolpersteinen. Das sind zehnmal zehn Zentimeter kleine Betonwürfel. Auf ihrer Messingoberfläche werden Namen, Geburts- und Ermordungsdaten mit den Sterbeorten eingraviert und vor den Häusern aus denen Menschen verschleppt wurden, im Boden verankert. „Um sie lesen zu können ist eine kleine Verbeugung notwendig, damit verbeugst Du Dich vor den Opfern“, betont der Künstler. Hundert-
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