Page 130 - Heiligenhauser Magazin 1 2022
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Der Wald im Niederbergischen hat im Laufe der Geschichte viel erlebt und
dabei häufig sein Gesicht immer wieder maßgeblich verändert. Wenn noch um das Jahr zur Zeit der Geburt Christi ausgedehnte Wälder das Gebiet unserer Heimat bedeckten, so war die Landschaft zum Ende des 18. Jahrhunderts an den meisten Stellen waldfrei. Der entscheiden- de Wandel trat etwa um 900 n. Chr. ein. Eine allmähliche Klimaerwärmung ließ die Lebensbedingungen – und damit die Zahl der Menschen – kontinuierlich ansteigen. Der Bedarf an Nahrung und damit an Ackerland stieg in relativ kurzer Zeit an. Eine rege Rodungstätigkeit war die Folge, stark gefördert von Landesherren und vermögenden Klöstern, die den Neusied- lern in der Regel für die ersten Jahre nach Waldrodungen Steuer- und Abgabefreiheit gewährten.
Im Bergischen waren dies die Grafen
vom Berg, nach deren Besitzungen das „Bergische Land“ benannt ist, und die Abtei Werden im Norden. Viele Ortsnamen sind Zeugnis für diese Rodungszeit. Alle Endungen mit –rode und –rath beweisen noch heute, dass diese Orte aus damali- gen Rodungen hervorgegangen sind. Wir brauchen nicht weit zu suchen, Wülfrath oder Benrath sind unsere Nachbarn. Der Wald wurde immer mehr auf die Flächen zurückgedrängt, der für die Landwirtschaft zu schlecht oder durch die Hanglage nicht befahrbar war. Dies ist sehr gut im Vogel- sangbachtal beobachtbar. Im Gegensatz dazu sind die eher sanfteren Hänge im Süden von Heiligenhaus waldärmer und von der Landwirtschaft geprägt. Die ers-
ten Luftfotografien der Stadt Heiligenhaus zeigen diesen Zustand noch um 1900. Nach dem 2. Weltkrieg wurden durch die Stadt umfangreiche Aufforstungsmaßnah- men durchgeführt.
(Quelle Stadtarchiv Heiligenhaus)
So ist die Gesamtwaldfläche in städti- schem Besitz im Jahr 1956, nach den Baumpflanzungen im Bereich Rosdel- le-Talburg, bereits mit 47 ha angegeben. Die aktuelle Waldfläche beträgt inkl. des neuen Bürgerwaldes im Jahr 2022 nun- mehr 130 ha. Trotzdem liegt das Bewal- dungsprozent in Heiligenhaus mit ca. 13% noch weit unter dem Landesdurchschnitt von 29%.
Anders als in anderen Teilen von NRW bilden Laubbäume den Schwerpunkt unserer Wälder. So zählen vor allem die Rotbuchenwälder (Fagus sylvatica) zu den charakteristischen Waldgesellschaften des Bergischen Landes. Als so genannte Schattbaumart, deren Baumkrone viel Schatten wirft und die charakteristischen Buchen-Dome bildet, die an alte gotische Kirchenschiffe erinnern, ist die Rotbuche auf geeigneten Standorten so gut wie allen anderen Baumarten überlegen,
da ihre eigenen Keimlinge im Schatten gedeihen können, die anderer Baumarten aber nicht. In Heiligenhaus findet sich unter diesem Buchenschirm die ebenfalls schattenertragende Hülse (Ilex aquifo- lium) auch Stechpalme genannt. Noch bis ins 20. Jahrhundert wurden Buchen vor allem als Brennholz genutzt; die auf den trockeneren Standorten konkurrenz- fähige, und hier vom Menschen auch geförderte, Stieleiche (Quercus robur)
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DER NIEDERBERGISCHE WALD