Page 48 - Veranstaltungskalender 3-2019
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Gospel – sein Ursprung und seine Bedeutung für Weihnachten
Das Wort „Gospel“ bedeutet übersetzt „Evangelium“. Der Begriff entstand ver- mutlich durch die Zusammenziehung der altenglischen Begriffe „god“ und „spel“, wörtlich übersetzt: „Gute Nachricht“.
Die Gospelmusik  ndet ihren Ursprung im Liedgut afroamerikanischer Gesänge der aus Afrika stammenden Sklaven des 17. bis 19. Jahrhunderts. Aus ihrer Heimat verschleppt, wurden sie auf den Baum- woll- und Tabak-Plantagen zur Zwangsar- beit eingesetzt.
Auf den Feldern sangen sie Lieder, Work- songs genannt, um sich die Arbeit zu er- leichtern und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Einige der alten Texte waren sogar verschlüsselte Wegbeschreibun- gen für  üchtende Sklaven. In die alten afrikanischen Gesänge, auch Spirituals genannt, mischten sie Texte des bibli- schen Glaubens ein und erzählten von dem Leben geschundener und sehnsüch- tiger Menschen. Viele Texte handeln von der Hoffnung dieser Menschen und ihrem Glauben an Gott.
Die meisten davon sind bis heute bekannt. Zwischen den Zeilen kann man den Pro- test gegen die Sklaverei herauslesen, wie beispielsweise im Lied „Go down Moses“. Im Laufe der Zeit entstanden eigenständi- ge Kirchen, in denen sich die afrikanische Religiosität mit der christlichen Lehre vermischte. Da Musik, Tanz und Gesang unmittelbar mit dem afrikanischen Alltag verbunden war, wurden sie zu einem wich- tigen Bestandteil ihrer Gottesdienste. Oft waren es sogenannte „Call and Response
Songs“. Ein musikalisches Muster, das auf dem Ruf (Call) eines Vorsängers und der darauf folgenden Antwort (Response) des Chores basiert. Ein Vorsänger gibt die Me- lodie und den Text vor, mehrere Nachsän- ger antworten darauf oder wiederholen Text und Melodie der vorangegangenen Phrase. Das Lied „Swing Low, Sweet Chari- ot“ folgt beispielsweise diesem Muster.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus den Spirituels die Gospelmusik. Im Gegensatz zu den münd- lich überlieferten Worksongs, sind die Komponisten des Gospel bekannt. Einer der ersten war Thomas A. Dorsey (1899- 1993). Der Sohn eines Baptistenpfarrers und ehemaliger Bluesmusiker wird auch als Vater der Gospelmusik bezeichnet. Er komponierte über 800 Gospeltitel. Von ihm stammt unter anderem der Gos- pel-Klassiker „Take my Hand, precious Lord“, welches 1963 von Mahalia Jackson vor der „I have a Dream“- Rede von Dr. Martin Luther King vor Hunderttausenden Zuhörern in Washington gesungen wurde.
Edwin Hawkins komponierte 1969 den wohl berühmtesten Gospel „Oh Happy Day“, der die internationalen Hitparaden erreichte und bis heute zum Repertoire der meisten Gospelchöre gehört.
Viele berühmte Soul-Sänger begannen ursprünglich mit Gospel-Musik zur Ehre Gottes und wechselten dann später in die säkulare Musikbranche. Unter ihnen be nden sich einige der größten Stim- men des 20. Jahrhunderts, wie Aretha Franklin, Al Green, Roberta Flack, oder
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